Tech Open Air 2018

Rund 20.000 Teilnehmer haben in diesem Jahr in Berlin auf der Tech Open Air bei Workshops, Panels und anregenden Diskussionen unter freiem Himmel die Zukunft unserer digitalen Welt besprochen. Dabei konnten wir neben Größen wie Google oder Metro auf visionäre kleinere Unternehmen und ihre Strategien auf dem Weg zum Wandel blicken. Taucht ein in einen kleinen Ausschnitt dessen, was unsere Welt revolutionieren könnte.

TOA 2018: mehr als 150 Speaker, 20.000 Teilnehmer und 120 Satellite Events

Mit Ecoalf die "Ozeane upcyceln": 2009 ist die Idee zu Eccoalf entstanden, einem Vorreiter in Sachen Wandel und Säuberung der Ozeane. Die Anstrengungen des Unternehmens sind dabei im Rahmen der Aktualität der Problematik, die sie betreffen, wichtiger und erwähnenswerter denn je. Ecoalf recycelt Müll, den sie aus unseren Ozeanen "gewinnen" und verarbeitet das, was wir einst achtlos weggeschmissen haben, zu Kleidung. "Wir müssen aufhören natürliche Ressourcen zu nutzen", weiß Javier Goyeneche, Gründer des visionären Unternehmens. Denn tatsächlich bietet "der Stoff", den wir bereits produziert haben mehr als genug Ressource zur Produktion von Waren. Bisher aber bleibt das Potenzial ungenutzt. In einem 20-minütigen Talk hat Goyeneche am zweiten Tag der Tech Open Air mit einfachen Zahlen und Fakten aufgezeigt, was ungesehen am Grund der Ozeane ein zerstörerisches Leben fristet: "Jede Minute landet eine Wagenladung Müll im Meer. Produkte aus Plastik haben zum Teil eine Lebensdauer von 30 Sekunden", erklärt Goyeneche. Zeit für einen Wandel also.

An den Ursprung des Problems

80 Stoffe hat Ecoalf bereits im Recyclingprozess entwickelt. Aus den gesammelten Plastikteilen machen sie Flakes, dann Pellets und daraus schließlich Garn. Dabei setzt das Unternehmen an der Wurzel des Übels an. In Thailand führen sie beispielsweise derzeit das Projekt “Upcycling the Oceans” durch. Gemeinsam mit dem Thailändischen Ministerium für Tourismus und PTT Global Chemical arbeiten sie über Recycling Projekte daran, dass der Müll gar nicht erst im Meer landet. "Es wird Zeit nicht mehr nur Geschichten zu erzählen, sondern zu handeln", fordert Goyeneche. Er geht mit gutem Beispiel voran. In seinem Heimatland Spanien arbeitet er gemeinsam mit Fischern daran, künftig mehr Fisch und weniger Plastik im Netz zu finden. Müll, den Fischer in ihren Netzen aus dem Meer holen, können sie in Containern sammeln. Später wird dieser dann von Ecoalf verarbeitet. Doch ist der Müll erst einmal im Meer, ist es fast schon zu spät. "Wir müssen im Land anfangen, von dort kommt der Müll. In unseren Flüssen bahnt er sich den Weg in die Ozeane", erklärt Goyeneche abschließend.

what3words: die Welt vermessen

Sie gehört zu dir, ob bei der Jobsuche, der Anmeldung auf einem Portal oder beim Shopping in den Weiten der digitalen Welt: deine Adresse. Das, was für dich alltäglich ist, ist für Clare Jones, CCO von what3words, ein ineffektives System, das unbedingt überarbeitet werden muss. Warum? Ganz einfach. Adressen funktionieren nur dann, wenn du in einem dir bekannten Feld agierst. Und was noch viel wichtiger ist: Nicht alle Menschen verfügen über eine Adresse. Von den Ozeanen ging es auf der Tech Open Air also ans trockene Land. Wer anfangs noch skeptisch auf die junge Jones blickte, wurde schnell von der Relevanz ihrer Idee überzeugt, die Welt "neu zu vermessen". "75 Prozent der Welt verfügt über keine Adresse", erklärt Jones. Dabei kann der einfache Umstand, eine Adresse zu haben, über Leben und Tod bestimmen. Denn wohin bestellt man beispielsweise einen Krankenwagen ohne Adresse? Deshalb haben Jones und ihr Team die Welt in Quadrate eingeteilt. Drei mal drei Meter an drei mal drei Meter und so weiter bis what3words den letzten Zentimeter der Welt adressiert hatten. Der Name des Unternehmens ist dabei Programm: Jede neue Adresse besteht aus drei Wörtern. In insgesamt 26 Sprachen ist das neue System bisher erschienen.

Adress-Vorreiter

Das erste Land, das auf den Adress-Zug aufgesprungen ist: die Mongolei. Hier finden Postboten und Co. ihre Ziele seit 2016 punktgenau auf drei mal drei Metern. Aber auch in Afrika können Menschen dank what3words künftig besser versorgt werden. Was das alles mit dir zu tun hat? "Seid ihr schon einmal auf einem Festival so betrunken gewesen, dass ihr euer Zelt nicht mehr finden konntet", lacht Jones. Ob Zelt auf einem Festival oder aber das Zurechtfinden in einem Land, dessen Schriftzeichen man beispielsweise nicht kennt, what3words hat das Potenzial, die Welt zu revolutionieren. Nicht nur für jetzt, sondern auch für die Zukunft. "Wie wollt ihr einem autonomen Fahrzeug den Weg zu einem Standort erklären, der keine Adresse hat?", fragt Jones und lächelt in das Publikum. Mit dem üblichen System funktioniert das nicht. Mit einer Drei-Wort-Adresse für ein jedes drei mal drei Meter Quadrat der Welt schon. Damit macht what3words nicht nur unser System effizienter, sondern liefert die Voraussetzung dafür, künftig auch andere Technologien effizient nutzen zu können.

Einmal Zukunft und zurück

Sie war also inspirierend und überraschend, die Tech Open Air 2018. Dabei konnte ich nur einen kleinen Ausschnitt dessen, was es technologisch in Erfahrung zu bringen gibt und was Menschen rund um den Globus tun, um den Wandel zum Besseren anzutreiben, mitnehmen. Eines aber steht fest: Dort wo Technologie auf Vision trifft, entsteht die Basis für unsere Zukunft. Ich bleibe gespannt auf das nächste Jahr, auf mehr Menschen, mehr Ideen, mehr Wandel.

Musik: “To the bridge” von Sascha Ende (www.filmmusic.io)