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Ein Film, für mache Dystopie, für andere Utopie: "Ready Player One". So beeindruckend die fiktive Welt, so verstörend ist die Vorstellung einer Gesellschaft, die nur noch in der digitalen, der Virtual Reality, nicht aber mehr in der wirklichen Welt stattfindet. In ihr finden sich Freunde und Liebende. In ihr ist jeder, was er gerne sein würde. Es stellt sich die Frage, ob eine Realität wie sie Spielberg erschaffen hat, denkbar ist und was für Potenziale sie birgt. Sind wir ready für den Wandel?

VR vs. AR

Während die Augmented Reality der Realität virtuelle Elemente hinzufügt, wodurch sich unsere Realität lediglich erweitert, befinden wir uns in der Virtual Reality in einer anderen Welt.

Virtual Reality: eine Welt in der Welt

Fragt man Kathleen Schröter, Leiterin der Kommunikation des Fraunhofer Heinrich Hertz Instituts (HHI), ist das, was in "Ready Player One" gezeigt wird, längst veraltet. Heute schon lassen sich Bewegungen über Handschuhe und Co. in einer virtuellen Welt abbilden, BodySuits ermöglichen es, Temperaturen oder Vibrationen zu spüren und in Hightech-Räumen wird aus unserer Realität ganz einfach eine virtuelle. Im HHI wird mithilfe dieser und weiterer Technik an der Welt von morgen getüftelt. Hier entsteht, was für viele noch pure Fiktion ist: eine Welt in der Welt. Was ist dran an der Technologie, bei der viele zunächst nur ans Gaming denken. Was kann sie für die Menschen der realen Welt tun, abgesehen von der Schaffung einer Fluchtsituation?

Kapitalismus des Virtuellen

Die Telekom hat die neue Technologie bereits für sich entdeckt und wartet mit der "Magenta Virtual Reality" auf. Videos und Co. können ganz einfach mit Virtual Reality Brille in 360 Grad angeschaut werden. Erste Schritte der Industrie auch die virtuelle Welt zu erobern. Denn die virtuelle Realität bietet ganz neue Möglichkeiten des Product Placement. Potenzielle Kunden können spielerisch erreicht werden. Hier entsteht eine ganz neue Welt des Contents, die mit hinterlegten Produktinformationen und -preisen Raum für Marketing schafft. Ganze Märkte könnten hier abgebildet werden und der Einkauf, wenn auch nicht mehr im Laden vor der Haustür, in der virtuellen Filiale stattfinden. Treffen wir Verkäufer und Co. bald als Avatare online? Sehen wir hier die Basis eines E-Commerce 2.0?

Blick in die Köpfe

Das Potenzial der virtuellen Realität aber reicht viel weiter als nur in die Brieftaschen der Konsumenten. Die Telekom macht es vor. Sie hat mit dem kostenfreien Spiel "Sea Hero Quest" ein Feld betreten, das fernab des eigentlichen Marktes liegt: das der Medizin. Mit dem Spiel wird die Demenzforschung unterstützt. Die Angaben, die von den Spielern  gemacht werden und die Ergebnisse des Spielverlaufs werden gesammelt und ausgewertet. In einem Artikel des Sterns heißt es: "Das mobile Spiele 'Sea Hero Quest' hat uns eine bisher nicht dagewesene Menge an Daten geliefert, durch die wir die Fähigkeit zur räumlichen Orientierung im Bevölkerungsquerschnitt messen konnten." Das Zitat stammt von Dr. Hugo Spiers vom University College London. Gemeinsam mit weiteren Kollegen des Felds forscht Spiers anhand des Spiels zum Thema. Eine ebenso vielversprechende wie beängstigende Entwicklung. Wird der Mensch nun doch gläsern?

Virtuelle Heilung

Die Schaffung einer neuen Grundlage zur Generierung von Daten für die Forschung und darüber hinaus ist durch die Technologie der Virtual Reality also gegeben. Aber ist auch eine Software denkbar, die anhand einer Reaktion des Gehirns, weiß, was ich denke und die Umgebung für mich anpasst? Klingt befremdlich. Aber tatsächlich ist das, was hinter der Virtual Reality steckt, auf vielerlei Weisen vielversprechend. So birgt sie großes Potenzial im Bereich der Rehabilitation. Hier können Trainingssituationen dargestellt werden, die Patienten, die beispielsweise an Ängsten leiden, helfen, mit ihren Phobien umzugehen. Die Arbeit in der virtuellen Welt kann so einen ganz realen Einfluss auf unser Leben nehmen. Eine Gruppe an der Charité in Berlin forscht beispielsweise zur Diagnostik von kognitiven Einschränkungen mithilfe von Virtual Reality.  In ihrem Projekt VReha schaffen sie eine Welt, die es Patienten ermöglicht, in computeranimierten 3D-Welten mithilfe des Lösens von Aufgaben an Ihren Defiziten zu arbeiten.

Dystopie versus Utopie

Virtual Reality: eine schöne neue Welt, in der alle Menschen in der virtuellen Realität ihre Erfüllung und Gesundung finden? Die Grundlage einer neuen Forschung, eines noch effektiveren Marketings und eines neuen Menschen? Ob die Technologie evolutionären Einfluss auf uns haben wird, werden wir wohl nicht mehr erfahren. Am Ursprung des digitalen Zeitalters birgt die Technologie ein großes Potenzial, das es auszuschöpfen gilt. Wenn auch unter Vorsicht. Wir könnten heilen, wir könnten uns weiterentwickeln oder wir könnten letztendlich virtuell in dem System verweilen, in dem wir bereits stecken. Dann wäre die Utopie der Virtual Reality nicht mehr als ein Schatten der Realität. Zeit für mehr Licht im Dunkel.

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